Der Gruppe gehört der Tag: Juryworkshop für den DDC Award WAS IST GUT

Der Gruppe gehört der Tag: Juryworkshop für den DDC Award WAS IST GUT

Der Gruppe gehört der Tag: Juryworkshop für den DDC Award WAS IST GUT

Auftakt des partizipativen Juryworkshops beim DDC Award WAS IST GUT 2023
Auftakt des partizipativen Juryworkshops beim DDC Award WAS IST GUT 2023
Auftakt des partizipativen Juryworkshops beim DDC Award WAS IST GUT 2023

Drei Schlüsselmomente haben dafür gesorgt, dass der DDC Juryworkshop mir aus Facilitation-Sicht besonders in Erinnerung geblieben ist. Rückblickend auf das Jahr 2023 war dieser herbstliche Freitag im September vielleicht sogar einer der spannendsten Arbeitstage überhaupt. Wie kam es dazu?

Unkonventionelles Setup mit vielen Fragezeichen

Zunächst einmal zum Setup. Schon als mich die allererste Mail vom DDC erreichte, hatte ich ein Kribbeln in den Fingern. Ein Großgruppenworkshop ohne Agendavorgabe? Die Teilnehmenden sollen selbst bestimmen, wie sie vorgehen? Und dabei auch noch Gewinnerinnen und Gewinner für einen Award küren, bei dem sie selbst die Einreichenden sind? So viele Fragezeichen. Ich versuchte, durch Vorgespräche mit Facilitation-Kollegen einen Plan zu entwickeln, wie ich mich methodisch vorbereiten und eine Agenda für den Tag skizzieren könnte. Um schnell festzustellen: Darum geht es hier nicht. Dies ist kein klassischer Workshop nach Lehrbuch. Der Gruppe gehört der Tag. Zwanzig Menschen entscheiden selbst, wie sie vorgehen — ich unterstütze lediglich, den zeitlichen und gruppendynamischen Rahmen zu halten und eventuell methodische Vorschläge beizusteuern. Nun gut. Ich packe den leichtesten Workshopkoffer seit langem und reise mit schwerer Neugierde nach Frankfurt.

Drei Momente, die mir besonders im Gedächtnis bleiben

Fast forward. Es ist Freitagmorgen, 9 Uhr. Die majestätische, etwas kühle Industriehalle füllt sich langsam mit Menschen. Nach der Begrüßung betreten zwanzig Designerinnen und Designer den großen Stuhlkreis, der von einem leuchtenden Bildschirm und einem leeren Flipchart geschlossen wird. Über den Tag hinweg erlebe ich drei Schlüsselmomente, die mir erst später bewusst werden.

Erstens: Die Präsentation der Arbeiten. Fasziniert werde ich Zeuge davon, mit welchem Fokus die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich zu Beginn des Tages gegenseitig die Bühne bieten. Die Vorgaben sind denkbar knapp: Acht Folien, vier Minuten, zunächst keine Rückfragen. Voller Respekt und Anerkennung saugen die Zuhörenden jede einzelne Nuance der präsentierten Arbeiten auf. Nach dem ersten Durchgang frage ich die Gruppe: Was braucht ihr nun? Die Antwort: Eine zweite Runde, in der wir jede Arbeit noch einmal beleuchten können. Das Interesse und die gegenseitige Neugierde der Teilnehmenden sind beeindruckend.

Zweitens: Der gruppendynamische Klimax am Nachmittag. Alle Arbeiten sind präsentiert und besprochen. Plötzlich füllt eine Spannung den Raum: Wie fahren wir nun fort? Es bleiben kaum 90 Minuten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Fragende Blicke in meine Richtung. Der Druck steigt. Ich ziehe einen Joker und schlage vor, in Kleingruppen über das weitere Vorgehen zu diskutieren, um Spannung aufzulösen und Ideen zu generieren. Überraschend lässt die Gruppe federn: „Nein. Wir wollen das im Plenum diskutieren“. Ich lenke ein und folge der Dynamik. Am Flipchart formen wir schließlich mittels Konsentverfahren eine Arbeitsfrage, die als Orientierung für eine Punkteabstimmung dienen soll. „Was bewirkt das Kommunikationsdesign [dieser Arbeit] für die Lösungen relevanter Herausforderungen unserer Gesellschaft?“. Als dieses Brennglas definiert ist, verwandelt sich Anspannung in Leichtigkeit und Neugierde. Die Gruppe steht nun hinter ihrem eigenen Prozess, wir werden demokratisch die Gewinner ermitteln. Und plötzlich geht alles ganz schnell. Sechs Arbeiten liegen als Gewinner in der Mitte des Stuhlkreises. Es gibt keine Einwände.

Drittens: Die Abschlussrunde. Die Stimmung ist gelöst, feierlich. Doch die Entscheidung war knapp, der Prozess intensiv und ich nehme wahr, dass manche Gemüter noch aufgeregt und irritiert von den letzten Minuten sind. Etwas Magisches passiert: Die Gruppe schlägt vor, Plädoyers zu halten — für all diejenigen Arbeiten, die ohne Auszeichnung nach Hause fahren. Das stellt sich als heilender Balsam für die Anspannung des Tages heraus. Jede verbleibende Arbeit wird mit einem Gänsehautmoment aus gezieltem Lob und lautstarkem Applaus aus der Runde beschenkt. Ein Schwall von Anerkennung erfüllt den Raum. Als dieser langsam nachlässt, schließe ich den Workshop und habe das Gefühl, dass tatsächlich alle Arbeiten als Gewinner rausgehen.

Was bleibt: Haltung, Verantwortung, Wertschätzung

Zahlreiche weitere Momente des Tages wären hier erwähnenswert. Aus meiner Sicht ist dem DDC mit dem Juryprozess etwas Revolutionäres gelungen: Die Verantwortung der Entscheidung über einen Award vollständig in die Hände der Teilnehmenden zu legen. Daraus konnte organisch ein Prozess entstehen, der durch mindestens drei Charakteristiken gekennzeichnet ist. Eine besondere Hingabe, eine konsequente Eigenverantwortung über das Ergebnis und eine hautnah spürbare Wertschätzung. Ich bin dankbar, ein Teil dieses Experiments gewesen sein zu dürfen.

Mehr Impressionen und Infos: Recap Video / Eventhomepage vom DDC

Drei Schlüsselmomente haben dafür gesorgt, dass der DDC Juryworkshop mir aus Facilitation-Sicht besonders in Erinnerung geblieben ist. Rückblickend auf das Jahr 2023 war dieser herbstliche Freitag im September vielleicht sogar einer der spannendsten Arbeitstage überhaupt. Wie kam es dazu?

Unkonventionelles Setup mit vielen Fragezeichen

Zunächst einmal zum Setup. Schon als mich die allererste Mail vom DDC erreichte, hatte ich ein Kribbeln in den Fingern. Ein Großgruppenworkshop ohne Agendavorgabe? Die Teilnehmenden sollen selbst bestimmen, wie sie vorgehen? Und dabei auch noch Gewinnerinnen und Gewinner für einen Award küren, bei dem sie selbst die Einreichenden sind? So viele Fragezeichen. Ich versuchte, durch Vorgespräche mit Facilitation-Kollegen einen Plan zu entwickeln, wie ich mich methodisch vorbereiten und eine Agenda für den Tag skizzieren könnte. Um schnell festzustellen: Darum geht es hier nicht. Dies ist kein klassischer Workshop nach Lehrbuch. Der Gruppe gehört der Tag. Zwanzig Menschen entscheiden selbst, wie sie vorgehen — ich unterstütze lediglich, den zeitlichen und gruppendynamischen Rahmen zu halten und eventuell methodische Vorschläge beizusteuern. Nun gut. Ich packe den leichtesten Workshopkoffer seit langem und reise mit schwerer Neugierde nach Frankfurt.

Drei Momente, die mir besonders im Gedächtnis bleiben

Fast forward. Es ist Freitagmorgen, 9 Uhr. Die majestätische, etwas kühle Industriehalle füllt sich langsam mit Menschen. Nach der Begrüßung betreten zwanzig Designerinnen und Designer den großen Stuhlkreis, der von einem leuchtenden Bildschirm und einem leeren Flipchart geschlossen wird. Über den Tag hinweg erlebe ich drei Schlüsselmomente, die mir erst später bewusst werden.

Erstens: Die Präsentation der Arbeiten. Fasziniert werde ich Zeuge davon, mit welchem Fokus die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich zu Beginn des Tages gegenseitig die Bühne bieten. Die Vorgaben sind denkbar knapp: Acht Folien, vier Minuten, zunächst keine Rückfragen. Voller Respekt und Anerkennung saugen die Zuhörenden jede einzelne Nuance der präsentierten Arbeiten auf. Nach dem ersten Durchgang frage ich die Gruppe: Was braucht ihr nun? Die Antwort: Eine zweite Runde, in der wir jede Arbeit noch einmal beleuchten können. Das Interesse und die gegenseitige Neugierde der Teilnehmenden sind beeindruckend.

Zweitens: Der gruppendynamische Klimax am Nachmittag. Alle Arbeiten sind präsentiert und besprochen. Plötzlich füllt eine Spannung den Raum: Wie fahren wir nun fort? Es bleiben kaum 90 Minuten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Fragende Blicke in meine Richtung. Der Druck steigt. Ich ziehe einen Joker und schlage vor, in Kleingruppen über das weitere Vorgehen zu diskutieren, um Spannung aufzulösen und Ideen zu generieren. Überraschend lässt die Gruppe federn: „Nein. Wir wollen das im Plenum diskutieren“. Ich lenke ein und folge der Dynamik. Am Flipchart formen wir schließlich mittels Konsentverfahren eine Arbeitsfrage, die als Orientierung für eine Punkteabstimmung dienen soll. „Was bewirkt das Kommunikationsdesign [dieser Arbeit] für die Lösungen relevanter Herausforderungen unserer Gesellschaft?“. Als dieses Brennglas definiert ist, verwandelt sich Anspannung in Leichtigkeit und Neugierde. Die Gruppe steht nun hinter ihrem eigenen Prozess, wir werden demokratisch die Gewinner ermitteln. Und plötzlich geht alles ganz schnell. Sechs Arbeiten liegen als Gewinner in der Mitte des Stuhlkreises. Es gibt keine Einwände.

Drittens: Die Abschlussrunde. Die Stimmung ist gelöst, feierlich. Doch die Entscheidung war knapp, der Prozess intensiv und ich nehme wahr, dass manche Gemüter noch aufgeregt und irritiert von den letzten Minuten sind. Etwas Magisches passiert: Die Gruppe schlägt vor, Plädoyers zu halten — für all diejenigen Arbeiten, die ohne Auszeichnung nach Hause fahren. Das stellt sich als heilender Balsam für die Anspannung des Tages heraus. Jede verbleibende Arbeit wird mit einem Gänsehautmoment aus gezieltem Lob und lautstarkem Applaus aus der Runde beschenkt. Ein Schwall von Anerkennung erfüllt den Raum. Als dieser langsam nachlässt, schließe ich den Workshop und habe das Gefühl, dass tatsächlich alle Arbeiten als Gewinner rausgehen.

Was bleibt: Haltung, Verantwortung, Wertschätzung

Zahlreiche weitere Momente des Tages wären hier erwähnenswert. Aus meiner Sicht ist dem DDC mit dem Juryprozess etwas Revolutionäres gelungen: Die Verantwortung der Entscheidung über einen Award vollständig in die Hände der Teilnehmenden zu legen. Daraus konnte organisch ein Prozess entstehen, der durch mindestens drei Charakteristiken gekennzeichnet ist. Eine besondere Hingabe, eine konsequente Eigenverantwortung über das Ergebnis und eine hautnah spürbare Wertschätzung. Ich bin dankbar, ein Teil dieses Experiments gewesen sein zu dürfen.

Mehr Impressionen und Infos: Recap Video / Eventhomepage vom DDC

More joy,
better results

More joy,
better results

More joy,
better results

More joy,
better results